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190. Münchner Oktoberfest
20. September - 5. Oktober 2025
Update:

Geschichte und Wandel – die Wiesn von 1981 bis 1999Zwischen Tradition und Moderne

In den 1980er- und 90er-Jahren setzte sich die Entwicklung der Wiesn vom Volksfest mit bayerischem Schwerpunkt zu einer weltweit bekannten Attraktion fort. Neue Zelte, Rekorde bei Besuchern und Bier, wechselnde Wetterkapriolen und ein steter Wandel zur Modernisierung bei den Attraktionen prägten diese Zeit. Doch auch nachdenkliche Momente gehörten dazu.

1981 begann die Wiesn im Zeichen der Erinnerung: Am 18. September wurde ein Mahnmal für die Opfer des Bombenanschlags von 1980 eingeweiht – eine bronzene Stele mit Blumenbeet und Natursteinwand. Besucherzahlen und Bierkonsum blieben hoch, trotz durchwachsenen Wetters. Bis 1983 pendelten die Gästezahlen zwischen knapp sechs und fast sieben Millionen, der Bierverbrauch kletterte kontinuierlich, von gut 41.000 Hektolitern 1981 auf über 45.000 zwei Jahre später.

Rekorde und ein Eklat

Das Jahr 1984 brachte gleich zwei einschneidende Veränderungen: Roland und Doris Kuffler eröffneten ihr „Nymphenburg Sekt Festzelt Zum Wein-Wirt“, und am 30. September musste Richard „Wirte-Napoleon“ Süßmeier nach einem Streit mit den Behörden und dem Vorwurf der Schwarzarbeit die Konzession für sein Armbrustschützenzelt abgeben – mitten während der Wiesn, ein bis dahin einmaliger Vorgang. Besonders seine Fehde mit dem Law-and-Order Mann Peter Gauweiler von der CSU, seines Zeichens Kreisverwaltungsreferent der Landeshauptstadt München und damit Herr über die Gaststättenkonzessionen, machte Schlagzeilen.

Ein Jahr später wurde das 175-jährige Jubiläum des Oktoberfests gefeiert. Über 7,1 Millionen Gäste besuchten das Fest – bis zum Jahr 2023 hielt dieser Besucherrekord. Die Wiesn war endgültig vom „Fest für Bayern“ zur Begegnungsstätte der Welt geworden.

Von alkoholfreiem Bier bis zu neuen Attraktionen

Im Jahr 1986 gab es eine Revolution: Erstmals kam alkoholfreies Bier in die Maßkrüge: Gerade einmal 400 Hektoliter wurden ausgeschenkt, im Vergleich zu über 53.000 Hektolitern herkömmlichem Bier eine kleine, aber symbolträchtige Neuerung. Die Jahre 1986 bis 1989 waren wettertechnisch wechselhaft – sonnige Tage steigerten die Umsätze, Regenphasen dämpften vor allem die Schaustellererlöse. Attraktionen wie neue Achterbahnen und moderne Karussells lockten vor allem ein jüngeres Publikum auf das Fest. Nach Kontroversen über die Erinnerung an das schreckliche Oktoberfest Attentat von 1980 wurden 1987 auf Bitten der Hinterbliebenen die Namen der Anschlagsopfer in das seit 1981 am Haupteingang stehende Mahnmal eingraviert.

Die 1990er-Jahre: Stabilität und Internationalisierung

In den frühen 1990ern bewegten sich die Besucherzahlen stabil zwischen 6 und 6,7 Millionen. 1991 erreichte der Hendl-Verzehr mit über 800.000 Stück seinen Höchststand – ein Symbol für die kulinarische Bedeutung des Festes. Das Publikum wurde immer internationaler, was sich auch im Angebot niederschlug: neben Klassikern wie der Haxn traten vegetarische Gerichte und mehr Vielfalt in den Zelten hinzu.

Auch die Witterung blieb ein beständiger Faktor: Jahre mit viel Sonne sorgten für volle Biergärten, verregnete Wiesntage schlugen sich in rückläufigen Fahrgeschäftsumsätzen nieder. Zugleich etablierten sich familienfreundliche Angebote, die den Grundstein für spätere Konzepte wie die „Oide Wiesn“ legten.

Gleichzeitig wurden Trachten alltagstauglicher, insbesondere das Dirndl – ein Zeichen dafür, wie sich Tradition modisch neu formte. Die Preise stiegen mit: Bier und Speisen wurden deutlich teurer, was in den lokalen Medien regelmäßig thematisiert wurde.

Abschied der Messe von der Theresienhöhe

Eine bedeutende Änderung für die Festwiese war der Abzug der Münchner Messe: 1998 zog sie vom traditionellen Messegelände oberhalb der Theresienwiese nach Riem. Das nun freie Areal wurde später zur Grundlage für neue städtische Entwicklungen. Für die Wiesn wie für die Messe bedeutete dies weniger Stress bei der Anreise, und eine klare Trennung zwischen Volksfest und Messebetrieb.

Zum Ende des Jahrzehnts übernahm die Familie Kuffler 1999 das Weinzelt vollständig von der Nymphenburger Sektkellerei. Damit begann eine neue Ära für das Zelt, das mit Weißbier, Wein und Partymusik ein besonderes Publikum ansprach. Insgesamt blieb das Fest mit rund 6,5 Millionen Gästen und einem Bierausschank von über 60.000 Hektolitern ein stabiler Magnet.

In den 1990er-Jahren rückte die Wiesn noch stärker ins Rampenlicht. Neben den Münchner Tageszeitungen und dem Bayerischen Rundfunk berichteten nun auch private Radio- und Fernsehsender live vom Festgelände. Gegen Ende des Jahrzehnts entdeckten schließlich auch die ersten Internetportale das Oktoberfest für sich.

Zwischen 1981 und 1999 zeigte sich die Wiesn in all ihren Facetten: als Ort der Erinnerung und Besinnung, als Bühne für Rekorde und Eklats, und als Fest, das mit Trends wie alkoholfreiem Bier, neuen Attraktionen und internationalem Publikum in die Zukunft blickte. Die Mischung aus Tradition und Innovation, aus Wetterlaunen und kulinarischen Exzessen machte diese beiden Jahrzehnte zu einer prägenden Epoche in der Geschichte des Oktoberfests.

-mrj