Zu Ehren der Hochzeit von Kronprinz Ludwig, dem späteren König Ludwig I., und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen wurde vor den Toren der Residenzstadt München ein Pferderennen als Abschluss des großen Hochzeitsfests veranstaltet. Daraus entwickelte sich binnen Kürze ein jährlich wiederkehrendes Volksfest.
Vier Jahre nach dem Bayern zum Königreich erhoben wurde, begann die über 200jährige Tradition des Münchner Oktoberfestes mit der Hochzeit des Kronprinzen Ludwig von Bayern mit Therese von Sachsen-Hildburghausen am 12. Oktober 1810. Durch die architektonische Neugestaltung Münchens ging Kronprinz Ludwig später als König Ludwig der Erste in die Geschichtsbücher ein. Die Vermählung wurde fünf Tage lang in und um München gefeiert.
Auf einer Wiese vor den Stadtmauern Münchens veranstaltete Andreas Michael Dall'Armi, Bankier und Major, anlässlich der Hochzeit ein Pferderennen. Seit diesem Tag heißt das Gelände zu Ehren der Braut „Theresien-Wiese“, woher auch die mundartliche Bezeichnung „Wiesn“ stammt. Der Name hat sich im Wesentlichen erhalten, noch heute heißt der Oktoberfestplatz „Theresienwiese“.
Ganz München stellte damals die Bühne für die prächtigen und dennoch volksnahen Feierlichkeiten zur Huldigung des Herrscherhauses des jungen Königreiches dar. Ein riesiges Festtreiben zog sich durch die Münchner Innenstadt: Parade der Schützen der Nationalgarde und der bürgerlichen Schützengesellschaften, Musik, Essen und Trinken, Pauken und Trompeten. So waren denn auch die Bürger der Haupt- und Residenzstadt München zu den schon damals als „Volksfest“ bezeichneten Festivitäten eingeladen. Aber nicht nur die Münchner betrafen die Feierlichkeiten, vielmehr ganz Bayern feierte dieses Nationalfest: Es sollte vor allem die Bande zwischen den Landesteilen Altbayern, Franken, Schwaben und Pfalz festigen.
Das Interesse Kronprinz Ludwigs an den griechischen antiken Olympischen Spielen schlug sich anfänglich auch auf das Oktoberfest nieder, deswegen hatte es in den Anfangsjahren einen vorwiegend sportlichen Charakter.
Im Jahr darauf wurde der Beschluss gefasst, das publikumswirksame Pferderennen zur gleichen Zeit zu wiederholen. Eine Tradition von „Oktober“-Festen wurde so begründet. Doch bereits im Jahr 1813 musste das Fest erstmals ausfallen, es tobte der Krieg gegen Napoleon. Danach wuchs das Oktoberfest von Jahr zu Jahr. War in den Anfangsjahren das Angebot an allgemeinen Vergnügungen noch recht bescheiden, so änderte sich das rasch.
In den ersten Jahren gab es noch kein Bier auf der Wiesn. Das änderte sich erst im Jahr 1818, als Anton Gruber die Lizenz erhielt, in seiner Bude Speisen zu verkaufen und Bier auszuschenken. Auch das erste Karussell, zwei Schaukeln und ein Taubenschießstand erfreuten in diesem Jahr erstmals auf der Wiesn die Besucher. Kletterbäume, Kegelbahnen kamen bald hinzu. 1819 wurde vom Magistrat der Stadt schließlich beschlossen, das Oktoberfest zukünftig jährlich zu wiederholen.
Das Jahr 1850 war geprägt von der Aufstellung der Statue „Bavaria“ Ludwig Schwanthalers auf der Anhöhe über der Theresienwiese. Einige Feste sollten in den folgenden Jahren erneut ausfallen: 1854 ereilte eine Cholera-Epidemie die Stadt. Ebenso waren 1866 der Preußisch-Österreichische Krieg und 1870 der Deutsch-Französische Krieg Gründe die zum Ausfall des Volksfestes führten.
Schon im ersten Jahr nach der Hochzeit kam zum Pferderennen das erste Landwirtschaftsfest hinzu. Diese Fachausstellung diente der Präsentation der bayerischen Agrarwirtschaft als damals wichtigstem Wirtschaftsfaktor Bayerns. Während das "Zentrallandwirtschaftsfest" noch heute alle vier Jahre während des Oktoberfestes im Südteil der Theresienwiese stattfindet, hat sich das Pferderennen als ältester und anfangs beliebtester Bestandteil nicht bis heute erhalten können. Es wurde nach 1938 aus organisatorischen Gründen von der Wiesn verbannt.
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