Nach den schlimmen Kriegsjahren brauchte es einige Zeit, bis die Wiesn wieder zum bedeutenden Volksfest wurde. Neue Rituale wie der Wiesn-Anstich oder der Plakatwettbewerb sowie das rasante Wachstum der Stadt halfen dabei.
Die ersten Jahre der Nachkriegszeit waren geprägt von der zerstörten Stadt, der Besatzung Münchens und Bayerns durch die US-Amerikaner und dem langsamen Wiedererwachen des städtischen Lebens. In den Jahren 1946-1948 fanden anstelle des Oktoberfests nur kleinere Herbstfeste auf der Theresienwiese statt. Das erste richtige Oktoberfest wurde dann 1949 gefeiert.
Im Jahr 1950 zur Eröffnung des zweiten Oktoberfests nach dem 2. Weltkrieg begründete der von den Münchnern liebevoll "Wimmer Dammerl" genannte damalige Münchner Oberbürgermeister Thomas Wimmer die Tradition des Wiesnanstichs. Nachdem er zuvor eine Messe auf dem oberhalb der Theresienwiese liegenden Münchner Messegelände eröffnet hatte, ging er direkt ins Schottenhamel-Festzelt. Dort wurde er bereits von Journalisten und Fotografen erwartet. Mit einem bereitliegenden Schlägel und Zapfhahn stach er das erste Fass auf dem Oktoberfest an. Er brauchte dafür 17 Schläge, was bis heute die höchste Schlaganzahl darstellt. Nach dem das Fass angezapft war, rief er laut in die Menge "O'zapft is!" um dem durstigen Volk zu verkünden, dass nun Bier ausgeschenkt werden kann.
Im Jahr 1960 endete die Zeit von Thomas Wimmer als Oberbürgermeister Münchens. Sein in diesem Jahr gewählter Nachfolger, Hans-Jochen Vogel überließ dem Alt-Oberbürgermeister Wimmer jedoch das Anzapfen. Erst als 1964 Thomas Wimmer starb, übernahm nun Vogel als amtierender Oberbürgermeister das Anzapfritual und seither ist die Wiesn-Eröffnung immer dem amtierenden Oberbürgermeister vorbehalten.
In den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg kamen nur sehr wenig Besucher zur Wiesn. Aus diesem Grund übernahm die Landeshauptstadt München die Vermarktung des Festes. 1952 wurde erstmals ein Plakatwettbewerb durchgeführt. Mit dem Siegermotiv wurden 50.000 Prospekte gedruckt und in aller Welt verteilt. Der Start der Vermarktung leitete dann auch den Wandel hin zum Fest für die ganze Welt ein.
Der wirtschaftliche Aufschwung der späten fünfziger und der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts gingen auch an der Stadt München und der Wiesn nicht spurlos vorüber. So wuchs die Einwohnerzahl Münchens von rund 550.000 Einwohner auf über 1,3 Millionen Einwohner im Jahr 1972. Das Bevölkerungswachstum ging zudem mit einer rasanten wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt einher. Insbesondere der Automobilhersteller BMW als auch die nach dem zweiten Weltkrieg nach München umgesiedelte Firma Siemens stehen exemplarisch für diese Entwicklung. Auch am Oktoberfest ist diese Entwicklung nicht spurlos vorübergegangen. Immer stärker zunehmender Straßenverkehr rund um die Wiesn, und dann der Bau der U-Bahn in der Lindwurmstraße in unmittelbarer Nähe zur Theresienwiese waren deutliche Anzeichen dafür.
Ein Zwischenfall außerhalb der Wiesnzeit, am 17. Dezember 1960, sollte jedoch einige Zeit an die Gefahren der modernen Zeiten erinnern. Ein mit 20 Personen besetztes Flugzeug vom Typ Convair stürzte in der Martin-Greif-Straße in unmittelbarer Nähe der Theresienwiese auf eine dort verkehrende Trambahn. Es kamen 53 Menschen ums Leben, 20 Personen wurden verletzt. Teile des Flugzeugs durchschlugen das Dach eines Hauses in der Hermann-Lingg-Straße.
Im Jahr 1972 fanden dann auch die Olympischen Spiele in München statt. Sollten sie eigentlich als Spiele der Freude in die Geschichte eingehen, so blieb doch vor allem das Attentat palästinensischer Extremisten gegen israelische Athleten am 5. September 1972 in Erinnerung. Trotz diesem schrecklichen Vorfall fand das Oktoberfest kurz nach den Olympischen Spielen statt. Dies sollte auch im Jahr 2001 die Entscheidung für das Oktoberfest nach den Attentaten von New York und Washington, bei denen etwa 3000 Menschen den Tod fanden, beeinflussen.
Im Jahr 1978 entschieden sich die Wiesnwirte um ihren Sprecher Richard Süßmeier, einen offizellen Jahreskrug mit dem Plakatmotiv des Oktoberfests aufzulegen. Süßmeier hatte dabei die Überlegung, damit die Verluste, welche durch den überhand nehmenden Diebstahl von Krügen aus den Festzelten entstanden, eindämmen zu können: So wurde einerseits ein legaler Weg angeboten, einen Oktoberfestkrug zu erwerben und andererseits konnten die Wirte die Diebstahlsverluste durch zusätzliche Einnahmen ausgleichen. Die Wirte erzielten dabei mit der Stadtverwaltung das Einvernehmen, dass das offizielle Plakatmotiv den Krug zieren durfte. Bis heute gibt es jedes Jahr einen neuen Jahreskrug. Die Krüge erfreuen sich unter Sammlern einer großen Beliebtheit.
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