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190. Münchner Oktoberfest
20. September - 5. Oktober 2025
Update:

Der Gedenktag stand unter dem Zeichen des Widerstands45 Jahre nach dem Wiesn-Anschlag

Während sich am Morgen des 26. Septembers 2025 die Wiesn-Besucher auf das Festgelände begeben, wird am Haupteingang den Opfern gedacht und mit den Betroffenen getrauert. Der Anschlag, der sich in eine Reihe rechtsextremistischen Terrors fügte, bringt auch nach 45 Jahren noch Erinnerungen zurück. Nicht nur an das Attentat selbst und seine Opfer, sondern auch an den Umgang der Politik mit Angehörigen und den Umständen.

Foto:  (Foto: Frederic Eichinger)
gedenkfeier (Foto: Frederic Eichinger)

: Auch in diesem Jahr, zum 45. Jahrestag des rechtsextremistischen Anschlags am Haupteingang des Oktoberfestes, fand am Morgen eine kurze Gedenkfeier statt. Neben Vertretern des Deutschen Gewerkschaftsbundes (insbesondere der DGB-Jugend München) und Oberbürgermeister Dieter Reiter kamen auch zwei Personen zu Wort, die vom Terror des Jahres 1980 persönlich betroffen waren: Aus Bologna reiste Sonia Zanotti an, die als 11-Jährige nur wenige Wochen vor dem Wiesn-Attentat den Anschlag am 2. August 1980 auf den Hauptbahnhof von Bologna überlebte und nun als Vizepräsidentin der Opfervereinigung die Verbundenheit der beiden Anschlagsorte zueinander erlebt. Auch Robert Höckmayr, der vier Geschwister an das Attentat und seine Nachwirkungen verlor, hielt eine Rede mit einem Aufruf zur Unterstützung.

Mit Blick auf die aktuelle politische Lage - nicht nur in München oder Deutschland, sondern weltweit - betonten die Redner den rechtsextremistischen Hintergrund des Oktoberfest-Attentats. Erst viele Jahre nach der Tat konnten diese Verbindungen aufbereitet werden. Höckmayr berichtete von seinem Austausch mit anderen Hinterbliebenen, und appellierte an Behörden und Gesellschaft, aus dem Geschehenen zu lernen und Empathie für die Betroffenen zu zeigen. Magdalena Wesselly kritisierte das Fehlen des Ministerpräsidenten Markus Söder, als Teil ihrer Rede zur Beteiligung der gewerkschaftlichen Jugend an die Erinnerung an das Attentat.

Am Abend lud das Kulturreferat der Landeshauptstadt München zu einer weiteren Gedenkveranstaltung im Festsaal des Alten Rathauses ein. Auf einen Vortrag von Ezra Rudolph von der Georg-August-Universität Göttingen zu den historischen Umständen folgte eine Podiumsdiskussion. Bei dieser sprachen Rudolph, Zanotti und der Musiker David Mayonga (alias Roger Rekless) über ihren Umgang mit Gedenken und ihre Ideen dafür, wie man in Zukunft diese wichtigen Erinnerungen auch der heutigen Jugend näherbringen könne. Die Expertenrunde wurde ergänzt durch Laura Pulz vom Kreisjugendring München sowie einen Überlebenden des 26. Septembers, Hans Roauer. Sie beide hatten zuletzt Workshops an der Städtischen Berufsschule an der Riesstraße veranstaltet, in denen die Auszubildenden Roauer in einem Zeitzeugengespräch ihre Fragen zu den Ereignissen, Eindrücken und Erinnerungen stellen konnten. Moderiert wurde der zweieinhalbstündige Abend von Sarah Bergh-Bieling, Pädagogin für Politische Bildung in München.

Teil der Podiumsdiskussion war auch, Vorschläge zu erarbeiten, wie das Gedenken in Zukunft besser stattfinden könnte. Einerseits für die zunehmend internationale und junge Zielgruppe, andererseits auch für die "Stammgäste" der Wiesn. Sabine Schalm, Leiterin des Projektes public.history beim Kulturreferat der Landeshauptstadt, konnte daraus viele Eindrücke aufnehmen - auch wenn diese nicht unbedingt realistisch umsetzbar sind. So schlug zum Beispiel Sonia Zanotti vor, den Einlass am Gedenktag zu verschieben. Denn um 10 Uhr ertönten die Durchsagen zur Öffnung über die Lautsprecher, während Magdalena Wesselly von der DBG-Jugend die abschließende Rede hielt.

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